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Wissenswertes über Sehenswertes

Unter einem Naturalienkabinett versteht man weniger einen separaten Ausstellungsraum, sondern einen besonderen Sammlungstyp: keine wissenschaftliche Ausstellung, sondern eine Sammlung, die aus privatem Interesse an natur- und heimatkundlichen Themen entstanden ist. Daher ist auch das Sammelgut meist spontan strukturiert und nicht nur auf naturkundliche Stücke begrenzt. Auch ethnische, archäologische und kunsthandwerkliche Stücke, sowie historische Lehrmittel und mathematisch-physikalische Gerätschaften fanden und finden Eingang in Naturalienkabinette. Darin liegt der besondere Reiz solcher Ausstellungen: Zusätzlich zum Detailwissen vermitteln sie die Freude und Leidenschaft des Sammlers. 

Die Naturalienkabinette entstanden an den Fürstenhöfen des 16./17. Jahrhunderts. Die meist verborgen untergebrachten Kabinette enthielten zunächst allerlei absonderliche und curiose Raritäten: präparierte Launen der Natur, mehrköpfige Tiere, selbst menschliche Missbildungen in Spiritus. Sogar Teile von Fabelwesen konnte man hier bestaunen, wie den Kopfschmuck des legendären Einhorns oder mumifizierte Drachen und Basilisken - natürlich Fälschungen.

Mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts sammelte man sachlicher. Jetzt beteiligte sich daran auch das Bildungsbürgertum. Apotheker zierten ihre Wirkungsstätten gern mit ausgestopften Krokodilen oder Schlangen. Von Bildungsreisen stammten exotische Mitbringsel, die bald ein eigenes Zimmer erhielten: ein Kabinett. Die Sammlung wurde so zum Statussymbol: die Mumie zum Beweis für Weltkenntnis und Gelehrsamkeit. 

Haikopf nach Mercati 1719

Monströs veränderter Haikopf
nach Mercati, 1719

Mit dem Biedermeier kam das Sammeln auch beim einfachen Bürgertum in Mode. Es wurde zum durchaus sinnvollen Teil der Jugenderziehung: Die Mädchen pflückten Blüten und Blätter und klebten sie in Herbarien, die Jungen liefen mit Matrosenanzug und Köcher den Schmetterlingen hinterher. Äonen von Insekten endeten auf Stecknadeln in Glaskästen. Dabei war man durchaus um genaues Bestimmen und Bezeichnen bemüht. Viele kleine Privatsammlungen wurden aufgekauft und wandelten sich zunehmend zu umfangreichen Naturalienkabinetten und -museen, die ihre Türen auch für die Bevölkerung öffneten. Und es bildeten sich Museumsvereine, welche ihre Schätze in Nebenräumen von Gasthäusern präsentierten. 

bürgerliche Schmetterlingssammlung
Sammelstück aus dem Naturalienkabinett des Fürsten Schönburg-Waldenburg (Linck-Sammlung). Foto: Kolossos, Wikimedia Commons, Lizenz: GDFL

Unser Naturalienkabinett beherbergt keine Monströsitäten oder eingestaubte Spirituszylinder. Aber wir bieten dem Besucher einen zwar begrenzten, doch interessanten Querschnitt durch die Vielfalt der Natur. Dazu zählen verschiedene Tierpräparate: Insekten, Schalentiere, eine präparierte Kobra in Angriffsstellung und einiges mehr. Weiter gibt es kulturgeschichtliche Kleinfunde zu sehen, eine Mikroskop-Präparatesammlung, Meteoriten, sowie den Grundstock einer Jagdtrophäensammlung.

Dieser Sammlungsteil rundet unsere Museums-Ausstellung insgesamt ab und hält auch für diejenigen Gäste manche Augenweide bereit, denen vielleicht unsere Gold- und Mineraliensammlung allein zu speziell ist, um uns in Buchwald zu besuchen. Es lohnt sich also für alle.

Sehenswerte historische Naturalienkabinette und -sammlungen finden sich im sächsischen Waldenburg, in Thüringen im Museum Reichenfels, auf Schloß Heidecksburg in Rudolstadt und auch die Burg Mylau beherbergt die Sammlung eines ehemaligen bürgerlichen Museumsvereins. Eine Auswahl aus unserer Kabinettsammlung finden sie auf der folgenden Galerie-Seite. 

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